Blue Flower

Musikalisch begleitete Bildreise zeigt kulturelle Vielfallt.

Am 9. März 2019 fand im Kulturgebäude Leingarten ein Vortrag mit visuellen und auditiven Beiträgen über das Banat und die Maramuresch  statt. "Das Reisen lehrt Toleranz", wusste schon Benjamin Disraeli, denn Reisen ist nicht nur ein Ortswechsel. "Beim Reisen wechselt man seine Meinungen und Vorurteile" (Anatole France), sagte Katharina Hell in ihrer Begrüßungsansprache. Anton Bleiziffer stimmte mit dem Banater Konzertwalzer "Donauwellen" des Temeswarer Komponisten Josif Ivanovici auf den Nachmittag ein. Mit  Beethovens 9. Sinfonie "Europahymne auf Balkan Art" gespielt, zeigte er den Besuchern die grenzenüberwindende und menschenverbindende Wirkung der Musik. Nach dem Motto: "Wenn einer eine Reise tut, dann kann  er was erzählen" begann die visuelle Reise. Stationen der Reise im Banat waren Städte wie Temeswar - die Stadt mit den meisten historischen Bauten in Rumänien, auch "Klein-Wien" genannt, Arad - die Kreisstadt von Sanktanna mit einem Rathausgebäude, das die Erinnerung an die Zeit der Doppelmonarchie aufleben lässt: eine prachtvolle Außenfassade und prunkvoll im Innern, Maria Radna - der größte Marienwallfahrtsort in Südosteuropa, zu dem auch heute noch Fußwallfahrten stattfinden. Und wie könnte es bei einem vom Förderverein veranstalteten Kulturnachmittag anders sein: Sanktanna mit dem alljährlichen größten Kirchweihfest im Banat mit seinen beiden Kirchen der Mutter-Anna-Kirche und der Herz Jesu Kirche. Anton Bleiziffer ehrte post mortem Johann Henger mit dem "Ferdinand Totterer Heimatpfleger Ehrenbrief" für seine heimatliche Verbundenheit, welche sich auf vielfältige Art und Weise lebte. Vor allem sein Engagement in der Erhaltung des Banater Liedgutes war bewundernswert.

Ein beeindruckendes Bild bot Pankota, welches mit dem weithin bekannten Marktgeschehen, der Vielfalt von Angeboten an Erzeugnissen der Natur, der Handwerkskunst und der zum Kauf angebotenen Tierwelt, kaum zu überbieten war. Diese Orte präsentierte Josef Budean eingebettet in  die Schönheit der Landschaft und von Anton Bleiziffer musikalisch umrahmt. Sie ließen den Besuchern, neben Banater Schwaben vor allem auch erfreulicherweise in stattlicher Zahl Einheimischen das Banat im Glanz erscheinen, wie es in einem Text von Peter Jung so beschrieben ist: "Oh Land, du allerschönstes Land, mein Heimatland, Banater Land, auf Erden ist kein Land dir gleich, als wärst du selbst das Himmelreich."

Die Maramuresch war bestimmt für viele Besucher ein kaum bekanntes Terrain. Das sollte sich aber gehörig ändern. Josef Budean und Anton Bleiziffer gelang es, die Besucher mit ihren Vorträgen zu begeistern und in den Bann einer wunderbaren Kulturlandschaft zu ziehen: Holzkirchen als UNESCO Weltkulturerbe ausgezeichnet - unberührte Landstriche in bäuerlicher Handarbeit gepflegt - Maramuresch die Wohnkultur und Arbeitswelt - religiöse Traditionen, gelebt in unglaublich schön ausgestalteten Sakralräumen bis hin zur einzigartigen Friedhofsgestaltung - begeisternde alte Handwerkskunst. Bei aller Begeisterung dafür standen im  Mittelpunkt der Faszination: Männer, Frauen und Kinder der Maramuresch. Ob in der landestypischen Tracht dargestellt, in sich ruhend auf der Bank vor dem kleinen Holzhäuschen sitzend oder sich der Musik hingebend, man konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, diese Menschen leben ein einfaches aber zufriedenes Leben. Die Frauen, ob jung oder reich an Jahren, müssen es Josef Budean angetan haben, zeigte er doch eindrucksvoll die Schönheit des Gesichtsausdrucks der Frauen in der Maramuresch jeden Alters. Das Musizieren wird allerorten gepflegt, Gäste damit begrüßt und sogar beim Verlassen des gastfreundlichen Hauses bis zum Weg begleitet. In die musikalische Welt verschaffte Anton Bleiziffer mit seinem Akkordeon einen wunderbaren Einblick. Er betonte: "So arm war das Banat nie, dass es keine Kultur hervorbrachte". Gekonnt wechselte Bleiziffer von den bekannten Liedern mit Banater Ursprung im 2- und 3/4 Takt zu dem Stolper-Rhythmus der rumänischen ungeraden 7/16 und 5/4 Takte in die modale Klangwelt der rumänischen Volksliedlandschaft. In der nicht nur Dur- und Molltonarten zu Gehör kamen - sondern auch dorische und lydische Weisen.

Josef Budean hat Land und Leute in Bildern festgehalten. Darüber hinaus hat er und seine Familie eine unglaubliche Gastfreundschaft erfahren dürfen. Die Herzlichkeit der Menschen der Maramuresch hat ihn und seine  Familie so fasziniert, dass Freundschaften entstanden sind und weiterhin gepflegt werden.

Lang anhaltender Beifall erfuhren die Referenten Josef Budean und Anton Bleiziffer. Sie haben den Besuchern einen wunderbaren Kulturnachmittag bereitet. Budean muss über einen überquellenden Ozean an Bildern vom Banat und Maramuresch verfügen. Eloquent vorgetragen, unterhaltsam präsentiert und mit  Erlebnissen der persönlichen Begegnungen mit den Bewohnern der Maramuresch gespickt, war dieser Nachmittag eine Faszination. Bewundernswert wie Anton Bleiziffer aus seinem übergroßen Fundus an musikalischen Erfahrungen und Kenntnissen die visuelle Reise durch das Banat und die Maramuresch musikalisch begleitet hat.

In der Pause und vor der Veranstaltung zog das große Kuchenbuffet und die Ausstellung zu beiden Kulturkreisen die Besucher magnetisch an. Trachten und Folklore, handwerkliche Exponate und historische Heimatfahnen ergänzten die Ausstellung. Zusätzlich bot der Büchertisch viel Informatives über die Maramuresch und über die Banater Schwaben und ihre Geschichte. Die Veranstaltung wurde gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Dr. Swantje Volkmann - das Kulturreferat für den Donauraum am Donauschwäbischen Zentralmuseum Ulm. Hierfür ergeht ein herzliches Dankeschön.

Der Kulturnachmittag wurde vom Förderverein "Mutter-Anna-Kirche-Sanktanna e.V." und seinem großartigen Helferteam organisiert. Herzlichen Dank an alle Bäckerinnen , die uns den Nachmittag versüßten. Der Zuspruch an Besuchern war so groß, dass die ursprünglich vorbereiteten Sitzplätze nicht ausreichten und weitere kurzfristig geschaffen werden mussten. Der Eintritt war frei, aber wie könnte es bei einem Förderverein anders sein, waren Spenden sehr erwünscht. Mit einem Zitat des weithin bekannten Bankiers Jakob Fugger appellierte der Vorsitzende des Fördervereins Herbert Hellstern zum Schluss an die Besucher: " Niemand ist so arm, dass er nicht noch etwas abgeben könnte. Und niemand ist so reich, als dass er nicht noch etwas Geld gebrauchen könnte". Die Botschaft wurde gehört und allen Spendern, die zu einem schönen Ergebnis beigetragen haben, sagen wir Vergelt`s Gott.

Katharina Hell