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 „Wunderbare Botschafter ihrer Heimat Banat“

Der Förderverein „Mutter-Anna-Kirche Sanktanna“ hatte am 14. Januar zu einem Mundartnachmittag in die Festhalle in Leingarten geladen.
200 Gäste sind der Einladung gefolgt und wurden Zeugen einer besonderen Veranstaltung:
Die Gruppe „Lustige Schwaben,“ die „in tiefster Seele treue Banater Schwaben mit der früheren Heimat im Herzen sind“,
so der Vorsitzende des Fördervereins Herbert Hellstern, haben sich in unsere Herzen gesungen und Banater Traditionen erlebbar gemacht.

  Der erste Teil des wunderbaren Programms war eine einzigartige musikalische Hommage an die Heimat.
Die liebevoll ausgesuchten Lieder der Heimat und die authentisch vorgetragenen Gedichte rührten so manchen im Publikum zu Tränen.
Viele Besucher sangen mit. Sind es doch die Volkslieder, in denen sich die Seele des Banater Volkes widerspiegelt.

Zur großen Überraschung des Sanktannaers Musikurgesteins und Kulturbotschafters Anton Bleiziffer
nahmen die „Lustigen Schwaben“ auch das Stück „Wir, die Ex-Banater“ aus seiner Feder in ihr Programm auf.
„Ein Lied aus der Heimat / kann Wunder vollbringen. / Man fängt an zu singen / und die Sehnsucht erwacht“,
heißt es in einem bekannten Titel von Ernst Mosch und seinen Original Egerländer Musikanten.
Die Sehnsucht nach der alten Heimat zu entfachen und Erinnerung daran wachzurufen – das ist den „Lustigen Schwaben“ aufs Beste gelungen.
Unter den Gästen waren auch Theresia Reiter, Vorsitzende der HOG Sanktanna. Helmut Bernath, Vorsitzender der HOG Kowatschi, Anton Michels, Vorsitzender des Kreisverbandes Heilbronn, und Franz Magamoll, Vorsitzender des Kreisverbandes Pforzheim.
Ebenso waren Mitglieder aus verschiedenen landsmannschaftlichen Gliederungen nach Leingarten gekommen.
Sprachforscher schlagen Alarm, denn Dialekte sterben aus. Dabei bildet sich in Sprache Geschichte ab.
Die Tübinger Studie „Dialektinitiative“, vor fünf Jahren von Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Auftrag gegeben,
fand heraus, dass nur noch jeder Neunte oder Zehnte Mundart spricht. Dabei macht Dialekt schlau und vermittelt Heimat
und Identität! Tatsächlich verleiht Dialekt der Sprache Würze, die dem Ausdruck erst richtig Pfeffer gibt.
Somit hat dieser Mundartnachmittag nicht nur die Identität der Banater Schwaben herausgestellt und gefördert,
er hat auch den Nichtbanatern unter den Gästen gezeigt, wer dieses Volk ist und war und für immer bleiben wird.
„Mundartsprache ist die liebevolle Erinnerung an die Heimat. Wer in seiner Mundart redet, ist ein Botschafter seiner Heimat. Die ‚Lustigen Schwaben‘ sind wunderbare Botschafter des Banats“, sagte Herbert Hellstern in seiner Dankesrede.
Unterscheidet sich Heimat von Zuhause? Hat Heimat Grenzen? Ist Heimat da, wo alle meine Sprache sprechen?
Wo man mich versteht und annimmt? Wo empfindet die Seele Heimat? Diese Fragen stellte Katharina Hell in ihrer Begrüßungsansprache
und stellte fest, dass Heimat sich nicht so einfach definieren lasse und sich von Zuhause unterscheiden könne.
Heimat habe eine räumliche, eine zeitliche, eine soziale, eine emotionale und eine kulturelle Dimension.
Elisabeth Sterbling brachte es gegen Ende des ersten Programmteils so auf den Punkt:
„Es ist nicht Heimweh, was uns plagt… Vergangenheitsweh wollen wir es nennen… Es sind die guten alten Zeiten, die ihre Arme um uns breiten“.

  Im zweiten Teil des Programms, nach der Pause, zeigten die „Lustigen Schwaben“ eine Theaterdarstellung,
mit dem Leben in der früheren Heimat, so wie es damals war, in der Hauptrolle.
„Es is die Wohrheit un die zählt, Leit, wie schnell die Zeit vergeht!“, verkündeten die Leiter der Gruppe Anna und Hans Lang, die durch das Programm führten.

Die einzelnen Bilder über das Leben früher im Banat, von Hilde Klein ausgesucht,
vermittelten eindrücklich Einblicke in das Brauchtum und die Traditionen der Banater Schwaben sowie einiger Banater Ortschaften.
Mit Taufe, Kindergarten und Schulzeit startete die Reise in die Vergangenheit.
Die Schweineschlacht sowohl aus Kinderperspektive als auch aus Erwachsenensicht erweiterte den Darstellungsbogen und lenkte den Blick auf Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung.
Die Jugendzeit mit den Hausbällen, gefolgt vom größten Fest im Jahreslauf – dem Kirchweihfest –, ließ sowohl Nostalgie als auch Fröhlichkeit aufkommen.
Die Hochzeit (mit einem Bräutigam im Originalanzug) zauberte den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht.
Die Ausreise und der Aufbruch in eine ungewisse Zukunft entlockte den Banatern manchen Seufzer und den Nichtbanatern manch anerkennendes Nicken.
Eingeblendete Bilder von Stefan Jäger und Franz Ferch zeigten die künstlerische Perspektive auf das Banat und seine Geschichte.
Hans Sterbling begleitete am Akkordeon und dirigierte mit ganzem Körpereinsatz den Chor und das Publikum.
Seine Liebe zur Musik, speziell zum Volkslied, schlägt sich im Repertoire des Banater Chors nieder. Sterbling ist authentisch und versteht es, mit Musik zu begeistern.
Nach dem Abendessen (Banater Brotworscht mit Kartoffelsalat und Saurem) ging es musikalisch weiter.
Die Zahl der Sänger vor der Bühne wurde immer größer. Auch Mitglieder des „Freiburger Singkreises“ gesellten sich dazu und manch ein Paar schwang sogar das Tanzbein zu den altvertrauten Liedern.
Strahlende und zufriedene Gesichter waren der Lohn für all die Mühe.
Ein großer Dank gebührt dem großartigen Helferteam des Fördervereins und den vielen Bäckerinnen,
die uns den Nachmittag mit einer großen Auswahl an Kuchen und Torten versüßt haben.
„Sind nicht jene, die ihre Heimat verlassen mussten, nur weil sie Angehörige der deutschen Minderheit waren,
Vorbild für Heimatliebe und Pflege der Traditionen?
Ich bin davon überzeugt“, sagte Hellstern in seiner Dankesansprache. Er ging dabei noch einen Schritt weiter und
fragte nach der Heimatliebe und Traditionspflege in Deutschland.
Denn auch wir „dürfen unsere Heimat Deutschland lieben und Traditionen pflegen, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden“.
Der Bitte um Spenden zur Sanierung der Mutter-Anna-Kirche in Sanktanna sind an diesem Benefiznachmittag viele gefolgt.
Die stolze Summe von über 3000 Euro, die durch Spenden und Verkaufserlöse zusammenkam,
war das Ergebnis dieser überaus gelungenen Benefizveranstaltung.

  Den Vorstand des Fördervereins erfüllt es mit großer Dankbarkeit und Freude,
dass er die „Lustigen Schwaben“ für eine Benefizveranstaltung gewinnen konnte.
Erst dadurch wurde ein so unvergesslicher Mundartnachmittag möglich.
 

In Sanktannaer Mundart sprach Hellstern den Neujahrswunsch
„I winsch eich alle mitdanonda a klickseelichs neis Johr…“ und löste damit Begeisterung im Publikum aus.
„Tonkschee und gsund selt da pleiwa!“

  Pressebericht_Banater_Post.pdf

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